Interview mit Susy Heim
Kim: Du und dein Ehemann Rolf Heim seid die Nachfolger von Yesudian.
Ihr habt auf seine Bitte hin seine Yogaschule in St. Gallen seit dem Jahr 1990 weitergeführt. Ihr seid die letzten Lehrer, die Yesudian-Yoga traditionell weitergeben. Ist das richtig?
Susy: Ja, das stimmt. Wir sind die einzigen autorisierten Nachfolger. Nachdem im Jahr 1989 die Yoga-Sommerschule in Ponte Tresa geschlossen wurde, zog sich Selvarajan Yesudian auch zunehmend von seiner Unterrichtstätigkeit in St. Gallen, Bern und Zürich zurück.
Als wir im April 1990 einmal zu einem Besuch bei Elisabeth Haich und Herrn und Frau Yesudian eingeladen waren, überreichte uns Selvarajan Yesudianden Schlüssel der Räumlichkeiten in St. Gallen und sagte:
"Hiermit übergebe ich Ihnen meine Yogaschule!"
Dies kam völlig unerwartet und dementsprechend waren mein Mann und ich auch komplett überrascht. Aber diese Art zu handeln, war bezeichnend für unsere langjährigen Lehrer und Freunde. In ruhiger und von gegenseitiger Freundschaft und Wertschätzung getragener Weise, übergab er uns sein Lebenswerk, um es in seinem Sinn weiterzuführen.
Was er uns im anschliessenden Gespräch noch sagte, war für meinen Mann und mich so etwas wie ein Auftrag, ein Vermächtnis, das wir dankbar annahmen und das wir in all den Jahren nach unseren besten Kräften erfüllt haben.
Yesudian sagte:
"Halten Sie die Yogastunden so, wie ich es tat.
Halten Sie Vorträge, geben Sie den Menschen Ihre eigene Erfahrung weiter." Und um klar zu machen, dass wir die autorisierten Nachfolger waren, sagte er: "Fügen Sie zum Namen Ihrer Yoga-Schule den Hinweis hinzu 'vormals Yesudian-Haich'." Als Abschluss seiner Anregungen sagte er uns:
"Die Menschen sind einsam und haben Angst.
Bieten Sie ihnen einen Platz, wo dem sie den Raum finden, sich selbst zu sein!"
So ging die Zeit des Yoga-Unterrichtes von Selvajaran Yesudian langsam zu Ende. Nachdem er noch ein paar Jahre lang vereinzelt Stunden in Zürich gehalten hatte, zog er sich schliesslich völlig vom Unterrichten zurück. Privat waren wir aber mit ihm und Elisabeth Haich immer noch nah verbunden und verbrachten in dieser Zeit auch weiterhin unsere Ferien zusammen mit Elisabeth Haich in Ponte Tresa.
Im Jahr 1994 schloss sich für Elisabeth Haich der Kreis ihres irdischen Daseins.
Im Jahr 1998 ist Selvarajan Yesudian, wie seine Frau es in die Worte kleidete,
"Still in seine Quelle zurückgekehrt"
Selvarajan Yesudian und Elisabeth Haich, wie ich sie in Erinnerung habe ...
Im Sommer 1999 erhielten wir die Gelegenheit, in Ponte Tresa die Tradition der Sommerkurse wieder aufzunehmen. An dem Ort, der während vierzig Jahren für so viele Menschen eine wertvolle Stätte war.
Aus dem ehemaligen Wohnhaus von Selvarajan Yesudian und Elisabeth Haich wurde nun unsere Yoga-Sommerschule.
Hier fanden während 15 Jahren jeden Frühling, Sommer und im Herbst Yoga-Sommerkurse und -Seminare statt, in denen wir das, was wir selbst einst an diesem Ort lernen durften, nun an unsere Kursteilnehmer weitergaben.
Auch an diese Zeit erinnere ich mich in tiefer Dankbarkeit. Es war eine neue Zeit. Eine Zeit des Lehrens und des Weiterlernens. Wir konnten das, was wir von Selvarajan Yesudian und Elisabeth Haich erhalten hatten und was für mich so wertvoll ist, nun mit den Menschen teilen, die zu uns kamen.
In diesem Lehren und durch die vielen Fragen, die in den Fragestunden an mich gestellt wurden, vertiefte sich alles, was ich in all den Jahren erkennen und verstehen durfte. Durch das Weitergeben und Lehren lernte ich und lerne ich auch heute noch, immer wieder Neues dazu. Die Erkenntnisse werden tiefer und umfassender.
Seit dem Jahr 2000 gibt es auch die Yogagruppe in Zürich, wo jede Woche Yogakurse stattfinden.
Die Sommerschule in Ponte Tresa schloss 2015 ihre Tore. Seither biete ich Wochenend-Seminar an, in denen ich jeweils Yoga mit einem besonderen Themenschwerpunkt kombiniere. Im Oktober werde ich für ein Wochenend-Seminar zu Yogimobil ins Saarland kommen und "Yesudian-Yoga" vorstellen. Auf dieses Treffen mit neuen Menschen freue ich mich sehr.
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